"blumenkunst" im Atelierhaus – Unser neuer Mieter, Masaki Matsuyama, gewährt Einblicke in sein Konzept
Blumenkraft ist wahr Alles, was bei uns in den Laden kommt, geht durch die prüfenden Hände. Während dieser Handgriffe betrachten wir jede einzelne Blume, um ihre einmalige und unverwechselbare Schönheit zu entdecken. Blätter von Blumenstängeln zu entfernen, lässt am ehesten an Ikebana denken, wo Dinge künstlich zurechtgebogen werden, um sie danach natürlich aussehen zu lassen. Wenn jemand 30 oder 40 Tulpen kauft, dann erfordert das wirklich keinen großen Aufwand. Das Beste, was wir tun können, ist, die Blumen so zu zeigen, wie sie sind. Blätter konkurrieren oft mit dem, was der Stiel trägt, oder verhüllen es oder lenken einfach ab. Das Entfernen der Blätter ist eine Art Haarschnitt für die Blume. Es lenkt den Blick auf das Wesentliche, ohne es zu zerstören. Das Wesentliche, die Essenz, das ist die Blüte. Die metaphorische Macht der Blumen beruht auf einem Paradox. Sie scheinen schwach und zerbrechlich, vermitteln aber visuelle, emotionale und spirituelle Stärke. Wie die Struktur des Ladens aufgebaut ist Das Konzept ist vorrangig, aber es lässt sich unmöglich genau definieren. Es ist ein Blumengeschäft, aber es funktioniert auch ohne Blumen. Man kann hinter dem Konzept die Konstruktion eines Gebäudes sehen. Das Erdgeschoss ist das Konzept in seiner komplexen und nicht näher zu definierenden Ganzheit. Den ersten Stock bildet die Architektur, das Design. Der nackte Raum ist ein Raum, der einen emotionalen Deutungszusammenhang besitzt. Neben der physischen hat Nacktheit auch eine psychologische Dimension. Diese verkörpert den Begriff der Reinheit und äußert sich positiv als Befreiung, die zu einer neuen Freiheit und Ursprünglichkeit führt. Der zweite Stock ist die Anordnung des Verkaufsmobiliars. Der dritte Stock wird durch die Vasen und „Blumarien“ vom Aquarium verkörpert. Den vierten Stock stellen die Blumen dar, die in den Vasen und Blumarien arrangiert sind. Dazu werden Künstler:innen und auch ihre Werke eingeladen. Zweimal wöchentlich wird die Position der Einrichtungen, Blumarien und Vasen radikal verändert. Dies machen wir meistens am Sonntag/Montag und Donnerstag und gestalten nach einem bestimmten Thema, das meistens von der zu der Jahreszeit passenden Musik oder Ausstellung ausgeht. Das Ziel ist es zufolge, den „Geist des Ortes neu zu beleben“. Hinzu kommt der Spaß, mit neuen Vasen und deren Kombinationen zu experimentieren. Zehn-Stunden Tage sind die Norm, von 9 - 19 Uhr. Zwölf-Stunden-Tage sind nicht selten. Und eineinhalb Monate vor Weihnachten sind 80 - 90-Stunden Wochen die Regel. Blumen binden – ganz persönlich Manchmal bestellt ein Kunde/eine Kundin telefonisch einen Strauß und ruft anschließend an, die Blumen seien zwar angekommen, aber hässlich. Wir erklären dann höflich, dass es keine hässlichen Blumen gibt. „Blumen sind von Natur aus schön. Was Sie wahrscheinlich meinen, ist, dass Ihnen das Arrangement nicht gefällt.“ Wir entscheiden, welche Blumen oder Pflanzen zu einer bestimmten Person passen. Wir beurteilen das danach, was die Person zu benötigen scheint, ferner nach dem Eindruck, den wir von ihrem Charakter, von ihrer Körpersprache und ihrer Kleidung gewinnen. Dann schauen wir uns im Laden um und suchen uns die Blume heraus, die uns im Augenblick am schönsten erscheint. Genauso wichtig ist es für uns, die jeweilige Person zu beobachten, besonders aber ihre Reaktion auf die Blumen und Arrangements, die wir ihr zeigen. Wir glauben schon, dass Kund:innen es mögen, wenn wir sorgfältig überlegen, welche Blumen am besten zu ihnen passen. Sie sind neugierig darauf, welche wir auswählen und ihnen vorschlagen werden – ganz persönlich (und nur) für sie. Manchmal fragen Kund:innen, ob die Auswahl, die sie gerade für ein Arrangement getroffen haben, unmöglich sei. Wir antworten dann immer: „Wenn es Ihnen gefällt, nicht.“ Wenn jemand Blumen und Pflanzen auswählt, die wir noch nie zusammen arrangiert haben, weil sie nach unserer eigenen ästhetischen Auffassung nicht zusammenpassen, dann gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder sagen wir klipp und klar, dass es nicht geht, oder wir versuchen, daraus ein Arrangement zu machen, und zwar eine neue Kreation, die wir nie ausgedacht hätten. Und wir bieten „moderne“ Gebinde eindeutig lieber als „klassische“ an Letztere sind in der Regel symmetrisch, voll, buschig oder als kompakter Strauß gebunden. Die Farben sind meist „harmonisch“ abgestimmt und die Abstände zwischen den Blüten mit viel Grünzeug ausgefüllt. Moderne Arrangements wirken hingegen natürlicher. Sie sind eher asymmetrisch, grafisch und manchmal bewusst „unproportioniert“. Außerdem sind die Farbkombinationen sehr viel heterogener. Eine subtile, surrealistische Verfremdung kann man häufig beobachten – als übergreifende Qualität vieler moderner Arrangements von uns. Sie beruht vor allem auf drei Prinzipien: Die Kombination von Blumen, die in der Natur nie zusammen vorkommen würden. Blumen aus verschiedenen klimatischen, geografischen und/oder geologischen Zonen wie z. B. Mohn, Ranunkel, Schneeball, Orchidee und Flamingoblume – alle zusammen in einem Strauß. Die Verwendung von langen, schmalen, biegsamen Schachtelhalmen oder Rohrkolben, um die unterschiedlichen Bestandteile eines Arrangements zusammenzuhalten. Beide Grasarten werden hin- und hergeführt, um die Stängel herum und zwischen ihnen hindurch gewoben, wie eine Schlange. Sie lassen den unteren Teil des Blumengebindes so originell aussehen wie ein von Picasso entworfenes Vogelnest. Das Entfernen aller oder beinahe aller Blätter vom Stängel. Wenn wir Blumen arrangieren, verändern wir ihren Kontext. Diese sogenannte „Kontextveränderung“ könnte man – im Sinne von Andy Warhol – sogar als Kunst bezeichnen. „La Serenissima“ zur Berlin Art Week 2025 - 10 bis 14. September 2025 Ausgestellt wird Glaskunst aus Venedig, hauptsächlich von Massimo Micheluzzi und Micheluzzi Glass. Dazu geplant sind Werke von Arcade Murano und Ritsue Mishima in Zusammenarbeit mit der in Charlottenburg ansässigen Kunstgalerie „Brutto Gusto“, die sich auf zeitgenössisches Kunsthandwerk spezialisiert und eine angesehene Gruppe von Weltklasse-Künstlern vertritt. Öffnungszeiten & Standort Di–Fr: 10–18 Uhr Sa: 9–17 Uhr Potsdamer Straße 91, im Innenhof 10785 Tiergarten Berlin